Jesse James oder was der Kommunismus war

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Drei Performer*innen nähern sich den postsozialistischen Erinnerungen dreier Väter an und fragen sich: Was ist das Bild der zweiten Generation auf „den Kommunismus“ und auf die, die ihn erlebt haben? Wenn Jesse James zu einem antikapitalistischen Antihelden in der Tschechoslwakei avanciert – was verrät es darüber, was ‚der Kommunismus‘ war? Wenn in Teheran „Das Kapital“ heimlich in einen Koffer gepackt und im Kanal versenkt wird, eröffnet das die Frage: Was macht dieses Buch so gefährlich, dass man es verschwinden lassen muss? Mit dieser Wiederaufnahme bringt das Team um Jirotka, Scharifi, Nguyễn, Anousha und Gao- Lenders ihre im Hamburger Lichthof Theater produzierte START OFF Produktion aus 2021, die coronabedingt nur online zu sehen war, endlich live auf die Bühne.

Ein Vater, der 1981 in den Westen floh und seine Tochter nach dem US-amerikanischen Westernheld Jesse James nennen wollte – welche Freiheit suchte er? Wenn Jesse James zu einem antikapitalistischen Antihelden in der Čzechoslovakei avanciert – was verrät es darüber, was ‚der Kommunismus‘ war? Wenn in Teheran „Das Kapital“ heimlich in einen Koffer gepackt und im Kanal versenkt wird, er ffnet das die Frage: Was macht dieses Buch so gef hrlich, dass man es verschwinden lassen muss?

Der Kommunismus liegt nur eine Generation hinter uns. Wir haben Elternteile, die in sozialistischen Systemen lebten, vor dem Kommunismus flohen, oder Kommunist*innen waren und deswegen fliehen mussten. Zwischen der Čzechoslovakei, Iran und Việt Nam entfalten sich die Geschichten und führen schließlich nach Deutschland.

In einem Hybrid aus Video- und Bühnenperformance nähern sich drei Performer*innen den postsozialistischen Erinnerungen dreier Väter an und fragen sich: Was ist das Bild der zweiten Generation auf ‚den Kommunismus‘ und auf die, die ihn erlebt haben? Die drei Performer*innen, die nicht alle Töchter dieser Väter sind, bewegen sich zwischen Interviewfragmenten, Sound- und Videocollagen  – sie versuchen und scheitern: An kollektiven Textkörpern, am System, an Online-Aerobic-Dance-Classes und sozialistischen Sportparaden, an maskulinen Helden, an Vaterfiguren, an corona capitalism, an Repräsentationsfragen des Übersetzens.

Was ist unser Bild, die wir in der „kapitalistischen Gegenwart ohne Alternative“ aufgewachsen sind, von der Zukunft? Welche Auseinandersetzung mit ‚dem Kommunismus‘ ist uns vor dem Hintergrund der Väter- Biografien möglich? Müssen wir mit einer Revolutions-Nostalgie aufr umen oder uns mit dem Begriff versöhnen?

Von und mit:
Konzept:
 Janis Jirotka, Reyhaneh Scharifi, Nguyễn Quốc Tuấn, Shahab Anousha und Linda Jiayun Gao-Lenders / Dramaturgische Mitarbeit und Projektassistenz: Max Mandery / Performance: Shahab Anousha, Linda Jiayun Gao-Lenders und Janis Jirotka / Inhaltliche und künstlerische Projektbegleitung: Michaela Jirotka / Videoart: Reyhaneh Scharifi und Linus Kirbschus Gesch / Lichtdesign: Sönke Christian Herm / Produktionsleitung: Gesine Lenz / Outside eye: Bini Adamczak, Dan Thy Nguyen, Serfiraz Vural / Übersetzung (Vietnamesisch): Daniela Khánh Duyên Trần / Licht & Ton: Sönke Christian Herm / Research: Reyhaneh Scharifi, Nguyễn Quốc Tuấn, Janis Jirotka, Michaela Jirotka und unsere Interviewpartner*innen

Start off ist ein Projekt des LICHTHOF Theaters in Kooperation mit der Theaterakademie Hamburg und der Hamburgischen Kulturstiftung. Gefördert von der Mara und Holger Cassens-Stiftung, der Hamburgischen Kulturstiftung, der LICHTHOF Stiftung und der Rusch-Stiftung. Außerdem gefördert durch: Behörde für Kultur und Medien Hamburg, Interkulturelle Projekte und der Rudolf Augstein Stiftung.

Foto Emma Szabó

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