Eine Veranstaltungen zur Stärkung originärer, zeitgenössischer Texte im Theater!

WAS FÜR EIN DRAMA! #2

Zoom

An diesem Wochenende präsentieren wir in 8 Kaltlesungen Theaterstücke von Dramatiker:innen. Das aus dem englischsprachigen Raum stammende Format „Kaltlesung“ betont das Unfertige, den Prozess. Am Abend selber werden die Stücke mit Menschen aus dem Publikum besetzt und ohne vorherige Probe vom Blatt gelesen. Auch im anschließenden Werkstattgespräch über den Text, das von den beiden Dramatiker:innen Katharina Schlender und Andreas Sauter moderiert wird, ist das Publikum aktiv involviert. Jede und jeder der gehört, gesehen oder mitgelesen hat, gibt den anwesenden Dramatiker:innen eine Rückmeldung. Diese erhalten somit ein Feedback, welches in die Weiterarbeit an ihrem Text einfließen kann.

Kaltlesungen sind also nicht nur Lesungen, sondern geben dem Publikum neben dem Kennenlernen von neuer Dramatik und den Begegnungen mit Autor:innen, auch einen Einblick in den Schaffensprozess von dramatischer Literatur.

Programm:

Freitag:
19:00-20:00
MOSAIK - 10 Steine für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene 
von Silvan Rechsteiner

Silas ist sechs, sieben und vierzehneinhalb. Er träumt von lila Badeanzügen mit Schmetterlingen. Viel zu früh verliert er seine Mutter. In der Schule Mobbing: „Bist du ein Junge oder ein Mädchen? Entscheide dich mal.“ Wie soll Silas das denn entscheiden? Muss er sich überhaupt entscheiden? Zuhause ein alleinerziehender überforderter Vater. Auf die Ahnung einer ersten Liebe weiß er keinen besseren Rat als: „Benutzt einfach Kondome“.

MOSAIK kreist in zehn Bildern um Fragen von Selbstbestimmung und Identität. Aus engstirnigen Verhältnissen, vertrauten Beziehungen, der Trauer um die Mutter und eigenen Erfahrungen wächst Silas heran. Silas ist einfach Silas.

Pause

20:30-21:30
DIONYSOS BAKCHEN
von Sören Hornung

Angelehnt an Euripides Bakchen hat Dionysos mit seinem Gefolge aus bekannten und unbekannten Theaterfiguren die Stadt Theben besetzt. Sein Gefolge folgte ihm blind. Doch je mehr Zeit vergeht, desto mehr stellt sich die Frage nach dem Sinn der Besetzung. Stillstand und Sinnlosigkeit greifen um sich, wie ein ansteckendes Fieber. In dieser Situation kommt EINE STATISTIN gerade recht. Sie bietet mit ihrem hierarchischen Weltverständnis eine schnelle Lösung für die Sinnkrise und schafft es, die Figuren zu radikalisieren und gegen Dionysos aufzubringen.

mit anschließendem Umtrunk zum Festivalauftakt

Samstag:

18:00-19:00
Akins Traum oder Ein wilder Ritt auf einem Halbpferd 
von Akin Sipal

Alter Ego, Hausmann und Künstler, ist gerade mit seiner Familie von Düsseldorf nach Gelsenkirchen gezogen, da erscheint ihm ein Halbpferd und will ihn in die Vergangenheit des Osmanischen Reichs mitnehmen. Jeder Fluchtversuch ist zwecklos. Das Halbpferd galoppiert neben dem E-Roller her und lotst Alter Ego in eine Raum-Zeit-Schere, geradewegs ins „Sultanat der Frauen", ein Zeitabschnitt der Osmanischen Geschichte, in dem die Sultansmütter das Sagen haben.
Gleichzeitig muss Alter Ego den Haushalt in der Gegenwart schmeißen und sieht in ihr lauter Zeichen der Osmanischen Geschichte: nicht wenige der Bewohner:innen der vom postindustriellen Phantomschmerz belegten Ruhrgebietsstadt sind Nachfahren von Bewohner:innen des Osmanischen Reichs. Schafft Alter Ego es, die auseinanderklaffenden Zeitebenen zu verblenden, oder geht er an ihnen zugrunde? Das geschwätzige Halbpferd sagt es: „Dies ist ein Lehrstück. (…). Ein Lehrstück, aber sexy."

Pause

19:30-20:30
Bluts-Bande (Mein Nachruf) 
von Esther Kaufmann

Das Stück Bluts-Bande verbindet die Entstehung von politischem Extremismus mit der persönlichen Geschichte zweier Freundinnen. Alles beginnt mit einem Mädelsabend von Birke und Sanni. Ganz normal eigentlich – wäre da nicht ihre gemeinsame dunkle Vergangenheit und ein Junge namens Tobi. Ein spannendes Dreieck a la Baader-Meinhof-Ensslin und eine ironische Betrachtung der linksradikalen Szenekinder.

Pause

21:00-22:00
MITTEHMEHSOMMANACHSTRAUM (Faking Faery) ein Lustspiel in mehreren Katastrophen
von Marcus Peter Tesch

Willkommen im Wald! In Marcus Peter Teschs Textentwurf bekommen all jene eine Stimme, die sich in urbanen Randzonen, innerstädtischen Forsten und Parkanlagen rumtreiben, alles was dort kreucht, stöhnt, flattert und wuchert. Angelehnt an Shakespeares «Sommernachtstraum» wird der Fokus von den heterosexuellen Hauptfiguren verschoben auf die ewigen Nebenfiguren, die nervösen Sidekicks, die Stichwortgeber aus der zweiten Reihe, die Pappkulissen im Hintergrund. Und zugleich nach queeren Lebensmodellen gesucht: Wie geht das – als eine Person außerhalb normativer Strukturen – in Würde zu leben, zu altern, zu sterben?

Sonntag:

18:00-19:00
Die Kritik der Vernunft oder Metaphysik im Reich des Reinen Verstandes
Eine Dramasophie: Frucht der Schöpfung eines menschlichen Gehirns von begrenztem Verstand
von Erez Majerantz

METAPHYSIK, ein junges Mädchen, kehrt in das Haus ihrer Mutter VERNUNFT zurück und versucht, in der Kleinstadt ihrer Familie wieder Fuß zu fassen. Aber das scheint unmöglich zu sein.

MANU, ein brillanter Intellektueller mit autistischen Zügen, plant, METAPHYSIK im Senat der Universität zur Anhörung zu bringen, ihre Existenz zu verneinen. Wenn er Erfolg hat, wird er Professor. METAPHYSIK und ihre Freundin WIDERSPRUCH folgen Forschungsarbeiten von MANU bis in das ,,Land der reinen Vernunft", einem Ort, an dem alles logisch und rational ist.

Angelehnt an Immanuel Kants Buch „Die Kritik der reinen Vernunft“ versucht Erez Majerantz Stück, Kants Schlussfolgerungen in eine allegorische Form zu bringen. Ist Dramasophie ein neues Genre? Und was ist das Schicksal eines philosophischen Buches?

Pause

19:30-20:30
CRASH// CRASH// NEVADA EIN HORRORHORROR-STÜCK
von Blomen & Reiniger

Kim steht am Ufer von Lake Mead. In ihrer Hand hält sie ihr Telefon. Sie starrt auf den schwarzen Bildschirm. Vor ihr im Uferschlamm liegt eine Leiche. Infolge langer Dürren sinkt der Wasserspiegel von Lake Mead seit einiger Zeit immer weiter ab. Auf diese Weise muss in der Nacht dieser leblose Körper freigelegt worden sein. Kim drückt den Button an der Seite ihres Smartphones und öffnet den Bildschirm. Sie schreibt eine Notiz für das zentrale Dashboard des INSTITUTs. Sonst ist es ruhig. Kein Vogel ist zu hören, kein Wind fährt über das zerklüftete Ufer des Sees und das Wasser liegt ganz still da.

Pause

21:00-22:00
Leb wohl, Hanspeter! Ein Puppenspiel zur allgemeinen Freude
von Katharina Gericke

Evy will mit ihren beiden Söhnen in den Urlaub nach Manila fliegen. Ob daraus noch etwas wird?

Wir erleben die Umstände einer gescheiterten Anfahrt, einer gescheiterten Familie, einer gescheiterten Geschichte. Alle stranden sie in Alt-Rehse am Tollensesee, wo in jedem Winkel das Böse lauert. Es ist gruselig, dabei zum Totlachen – und doch nimmt alles ein gutes Ende.

Das Stück zeigt uns, dass Männer keine Helden, Frauen keine Engel und Kinder keine kleinen Könige sind. Das ist auch gut so. Und es ist immer nur einen Schritt weit zur Politik.

WAS FÜR EIN DRAMA! #2 wird im Rahmen von Neustart Kultur vom Deutschen Literaturfonds gefördert.

Vom 23.-25. Juni 2023

Freitag: 19-21:30 Uhr / 2 neue Theaterstücke / eine 30min. Pause 
mit anschließendem Umtrunk zum Festivalauftakt

Samstag: 18-22 Uhr / 3 neue Theaterstücke / zwei 30min. Pausen
Sonntag: 18-22 Uhr / 3 neue Theaterstücke / zwei 30min. Pausen

WAS FÜR EIN DRAMA! #2 wird im Rahmen von Neustart Kultur vom Deutschen Literaturfonds gefördert.

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